Von Hauke-Norbert Heffels

Erschienen im

EBENER VERLAG KLASSIK-UHREN

Ausgabe 4/98

 
Eine Minutenrepetition mit Westminsterschlag der Sheffield Goldsmiths
Company.
 
Wir können heute nicht mit Gewißheit den Zeitpunkt benennen, zu dem die erste tragbare Uhr mit einem Repetitionsschlagwerk ausgestattet worden ist, und wer Ihr Erbauer war. Sicher ist jedoch, daß in einem Schiedsspruch Königs Jakob II von England 1687 das Patent für eine Taschenuhr mitStunden-und ¼ Stunden Repetitionsschlagwerk einem Daniel Quare (1649-1724) zugesprochen wurde. Ob sie wirklich die erste und er der rechtmäßige Erfinder war, wir wissen es nicht. Nehmen wir an, 1687 beginnt erstmals die amtlich beurkundete Geschichte der  tragbaren Schlagwerksuhr und Ihrer zahlreichen Nachfahren.   
 
Im allgemeinen existieren in Schlagwerksuhren heute folgendeSysteme :
 
- Viertelrepetition
 
- Halbviertel - oder 7 ½ Minutenrepetition, auch Achtelrepetition
 
- Fünf - Minutenrepetition
 
- Minutenrepetition
 
- Selbstschläger
 
- Carillons
 
Die beiden letzten Varianten kommen am seltensten vor. Es gibt dann noch Uhren, die zusätzlich über ein Spielwerk verfügen, meist in  Kombination mit einen Viertelstunden-schlagwerk. Zur vollen Stunde ertönt dieses entweder automatisch oder auf Wunsch jederzeit.
Eine weitere Besonderheit sind Uhren mit einem „Glasen“-Schlag (Sonnerie de Bord), sinnvoll mit einem Selbstschlagwerk. Bei Uhren mit Selbstschlagwerk kommen auch Varianten mit einem Halbstundenschlagwerk vor. Diese schlagen dann nur die Stunden und die halben Stunden mit einem Hammer. Wird bei Uhren die Tonfedern in zwei Umgängen um das Werk geführt so nennt man den so erzeugten Klang „Kathedral-Schlag“. Die hier vorgestellte Uhr hat ein Carillonschlag. ( Abb. 1a, 1b ) In Großuhren ist diese Schlagfolge, dh. mehrfachen Viertelschlag mit verschiedenen Klangfarben, häufiger anzutreffen. Bei den tragbaren Uhren sind die erheblich beschränkten Platzverhältnisse ein Hindernisgrund für den geringen Verbreitungsgrad dieser Schlagwerksanordnung. Ein anderer Grund mag der erhebliche Mehraufwand bei der Herstellung sein. Das Carillon benötigt nicht nur mehr Einzelteile und Komponenten, es ist auch eine nicht zu übersehende Mehrarbeit bei der Vollendung und Abstimmung, somit bei der Terminierung erforderlich.
 
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All dies war jedoch nie ein Grund in der Uhrmacherei, vor allem im Vallee de Joux als Wiege der komplizierten Uhr solche Systeme nicht zu verwenden. Somit muß die Ursache für die geringen Stückzahlen andere Gründe haben. Der Hauptgrund erscheint mir das erschwerte „Erhören“ der geschlagenen Zeit zu sein. Schon bei der normalen Minutenrepetition ist das Hören der Zeit für Ungeübte schwierig. Es erfordert ein gewisses Maß an Erfahrung und Konzentration die richtige Zeit zu ermitteln. Die oft anzutreffenden Abnutzungserschei nungen am Schlagwerk einer Repetitionsuhr zeigen es deutlich. Oftmals ist das Uhrwerk in einem bessern Erhaltungszustand als der Schlagwerksmechanismus. Sicherlich befriedigt der Besitzer seinen „Spieltrieb“ an einer tragbaren Uhr häufiger als an einer ortsfesten, aber das mehrfach Betätigen ist wohl auch zur sicheren Ermittlung der Zeit erforderlich. Schon ein falsch dimensioniertes Gehäuse läßt die beste Schlagwerkskonstruktion kläglich klingen.
Die richtige Akustik zu erzeugen erfordert große Kunstfertigkeit und wird nichtvon jeder Konstruktion zur Zufriedenheit erfüllt. Die meistenCarillons schlagen zwar eine Melodie, aber oft ist es nur eine Erweiterung der Tonfolge ¼ auf ½ zu ¾. Da der Viertelschlag direkt nach dem Stundenschlag erklingt, muß man seine Uhr gut kennen um zu wissen „was die Stunde geschlagen hat“. So bedeutet es eine erhebliche Erleichterung, wenn das Werk eine bekannte und noch dazu gut erkennbare Melodie schlägt. Die hier beschriebene Uhr hat einen sogenannten Westminsterschlag, benannt nach der Uhr des Londoner Parlamentsgebäude Westminster, kurz Big Ben genannt, mit der man die große 13.8 Tonnen schwere Glocke meint. Die Herstellung  dieser Glocke bereitete ungeheure Schwierigkeiten. Sie war von ihren Ausmaßen und dem Gewicht die größte Glocke die auf dem Inselreich je gegossen wurde. Bei ihrem ersten Guß wurde die Firma Warner aus Cripplegate nach einer Ausschreibung beauftragt. Geplant war eine Glocke von 14 Tonnen
Gewicht. Es  stellte sich jedoch heraus das der Architekt von Westminster, Sir Charles Berry, zwar das Gewicht richtig geschätzt, jedoch die Ausmaße der Glocke unberücksichtigt gelassen hatte.  So war es unmöglich diese Glocke ihren Platz im Turm zu bringen. Edmund Beckett Denison, der spätere Lord Grimthorpe, Erbauer der Westminsteruhr konstruierte die Pläne der Glocke um. Er verstand sich als Fachmann und mißtraute den Glockengießern. Dies führte natürlich zu Kontroversen unter den Beteiligten. Dennoch wurden die Glocke 1856 in einer angemieteten Glockengießerei in Stockton-on-Tees gegossen. Das Ergebnis war eine Glocke mit 2 Tonnen Übergewicht und eine Tonaweichung von einem halben Ton. Geplant war der Ton es.

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