Von Hauke-Norbert Heffels
Zweiter   Teil 1 / 2000
Reglage 
Observatoriumswettbewerbe
Mehr als nur eine Prüfung
 
     
 Observatoriumswettbewerbe dieses Wort steht  bei Sammlern von Chronometern für die härteste Prüfung die sich ein Zeitmeßinstrument unterziehen konnte.
 So wie der IRON MANN die Königsdisziplin der Marathonläufer, waren die Wettbewerbe an den Observatorien die schwierigste Herausforderung die sich ein Regleur stellen konnte.
 Prüfungen dieser Art fanden in der Schweiz in Neuchatel und Geneve statt. In Deutschland richtete die Seewarte in Hamburg sogenannten Sonderprüfungen aus. Kew / Teddigton stand für die englischen Wettbewerbe und im Observatorium von Besancon wurden die französischen Wettbewerbe bestritten. Während das US Naval Observatory in Washington D.C. die Chronometer in den USA prüfte.   
 Das ein solcher Wettbewerb oftmals mehr als nur eine Prüfung darstellte, davon handelt der zweite Teil unserer Zeitreise -Von den Entdeckungen Gulliaumes bis zur CLINERGIC 21-.
                         
 
 
Es soll hier am Beispiel eines  OB – Armbandchronometers die intensive Arbeit eines Regleures dokumentiert werden. Es handelt sich um W.Dubois ( Abb. 27 ),  bei der Uhr um ein 30mm Armbanduhr Kaliber Peseux 260, regliert für die Firma Spiraux Reunies.
Das betreffende Basiskaliber Peseux 260 ist in „Klassik Uhren“ Ausgabe 5/96 hinreichend beschrieben und ich erspare dem Leser die Wiederholung der Details. Werner Dubois war der Sohn von Werner Albert Dubois und ebenso wie sein Vater Regleur. Wir wissen über Ihn sehr wenig, mehr läßt sich jedoch über seinen Vater und dessen Tätigkeit berichten. Ich halte die Lebensgeschichte dieses Mannes für so bedeutsam, daß sie hier stellvertretend für die Berufsgruppe der Regleure geschildert werden sollte.( Abb. 28  )
W.A. Dubois wurde 1879 in Biel geboren. Der zukünftige Regleur absolvierte eine hervorragende Lehre bei seinem Vater der ebenfalls Uhrmacher war. Sein weiterer Weg führte Ihn zunächst nach Genf, später nach La Chaux de Fonds, wo er praktisch  sein gesamtes Leben als freier Regleur für diverse Arbeitgeber verbrachte. Dies kam seinen persönlichen Neigungen am nächsten. Er wollte sich nie an geregelte Arbeitszeiten ähnlich der in den Fabriken gewöhnen. Nicht weil er sich jeder Disziplin zu entziehen suchte, sondern weil er die Arbeit wählen wollte die seinem Talent entsprach. So wissen wir, daß er selbst nachts die ihm zur Reglage anvertrauten Uhren beobachte, um seine Arbeit zu vervollkommnen. Ein so eingestellter Individualist war für die Fabrikarbeit gänzlich ungeeignet. Dubois war aufgrund seiner Lebensfreude und geselligen Art sehr beliebt besonders unter seinen Kollegen, ein nicht gerade selbstverständliches Verhältnis in dieser Branche. Er spielte leidenschaftlich gerne Piano und sang dazu, weiterhin wird berichtet, daß er sich jeden Abend zum Essen in dem Hotel de La Croix-d`Or in La Chaux de Fonds einfand und dort Freunde und Kollegen traf. Das Restaurant besteht noch, leider sind die Gäste heute andere. Ein heiterer Zeitgenosse, der hier sicherlich den Ausgleich für seine anstrengende Arbeit fand. Er starb 1952 im Alter von 73 Jahren in La Chaux de Fonds. W.A.Dubois hat für viele Firmen gearbeitet unter anderem für Solvil, Movado, Ulysse Nardin und Paul Buhre. Er erlangte über 400 1. Preise auf Wettbewerben, hauptsächlich in Neuchatel, wo sein Name 1921 in dem „Répertoire des Bulletins de Marche Délivérs en Chronométrie de Marine á l´Observatoire de Neuchâtel“ erstmals auftaucht und zwar mit einem Marine Chronometer von Paul Ditisheim. Erfolgreiche Teilnahme konnte er auch an den Observatorien von Genf und Kew für sich verbuchen. Sechsmal erzielte er den 1.Serienpreis in der Kategorie Bord und Taschenchronometer 1930, 1932 und 1936. In den drei darauf folgenden Jahren, also 1937,1938 und 1939, legte er viermal das beste Bordchronometer vor, das von einer der obengenannten Firmen konzipiert worden war. 
1923 nahm er erfolgreich am „Concours International de Réglage de Chronométres, Centenaire de la Mort de Breguet“ in Neuchâtel teil. Er errang den begehrten Preis für Regleure im Bereich Marine Chronometer. Dieser Wettbewerb fand zu Ehren des 100. Todestages Breguets statt und war einer der bedeuteten Wettbewerbe dieser Zeit. Es war der erste internationale Wettstreit in der Schweiz seit 1896. Es bestand erstmals wieder die Möglichkeit, daß Fabrikanten und Chronometermacher aus aller Welt ihre Produkte vorstellten und ihre Kunst untereinander im Wettkampf maßen. Die Konkurrenten sollten nicht nur in diesem Wettstreit das Andenken an Breguet würdigen, sondern es war auch eine Leistungsschau nach einem Vierteljahrhundert bemerkenswerten Fortschrittes. Die Abweichung in den Temperaturen war dank Guillaume drastisch gesenkt worden und es gab einschneidende Veränderungen im Bereich der Spiralen, so daß sich die Ganggenauigkeit merklich verbessert hatte. Es war an der Zeit, eine Bilanz der vergangen Jahre zu ziehen und so wurden die Uhrmacher aus allen Ländern eingeladen daran teilzunehmen. Auf Beschluß des Staatsrates der Rèpublique des Kantons Neuchatel vom 16.3.1922 wurde festgelegt, daß zwei Kategorien von Uhren daran teilnehmen durften: In der ersten, See – Chronometer und
in der zweiten, Taschenuhren sowie Borduhren.
 
 
Der Durchmesser der Uhren wurde nicht eingeschränkt, lediglich mußte der Hersteller bestätigen, daß die an der vorgelegten Uhr ausgeführten Arbeiten, insbesondere die Regulage, in seinem Heimatland ausgeführt worden waren. In allen weiteren Disziplinen genoß der Disponent jede Freiheit. Die Marine – Chronometer wurden in der horizontalen Lage 112 Tage geprüft. Der erste Zyklus nahm 12 Perioden von 7 Tagen ein, die Temperatur schwankte hier von + 4 bis + 32 Grad Celsius. Die Position der Uhren wurde hierbei nicht verändert. Im nächsten Zyklus wurden die Uhren in 4 Perioden jeweils in einer anderen Himmelsrichtung ausgerichtet, um so die Auswirkung des Erdmagnetismus auf die jeweilige Uhr zu prüfen. Auch in diesem Zyklus wurden die Objekte wechselnden Temperaturen ausgesetzt.  Die in der anderen Kategorie gemeldeten Uhren wurden in mehren Lagen geprüft und waren Temperaturen von +4, 18 und 32 Grad Celsius ausgesetzt. Das Reglement legte die Dauer der Prüfung auf 75 Tage fest. In jeder Klasse wurden die ersten Ergebnisse der Prüfung nicht gewertet. Die prinzipiellen Kriterien waren die Beurteilung des mittleren täglichen Ganges, der Temperaturfehler, die Wiederaufnahme des Ganges und die mittlere Abweichung eines Ganges in Folge eines Positionswechsels. Die Werte wurden aus der Summe der Einzelwerte mit Hilfe von zwei Formeln gebildet. 16 Firmen aus der Schweiz, 2 englische Firmen ein Teilnehmer aus Frankreich sowie ein dänischer Teilnehmer legten 31 Marinechronometer und 113 andere Uhren zur Prüfung vor. Fast alle Marine-Uhren waren mit einer Chronometerhemmung und einer Guillaume Unruh ausgestattet. Die meisten hier mit einer Stahlspirale. Es gab auch einige mit einer aus Palladium. Der Durchmesser der Objekte variierte von 47 mm bis 95 mm. Alle anderen Uhren, die einen ersten Preis errangen, hatten ausnahmslos eine Ankerhemmung, hier lagen Durchmesser von 43 – 95 mm vor. Auch hier waren alle Uhren mit einer Guillaume-Unruh und Stahlspirale ausgestattet. Nur eine Uhr, die von der Société des Fabriques de Spiraux Réunies vorgelegt wurde, hatte eine monometallische Unruhe mit Affixen und eine ELINVAR Spirale. Sie stellte eindrucksvoll die Überlegenheit dieser neuen Spirale dar und huldigte so ihren Erfinder und genialen Wissenschaftler Edouard Guillaume. Das Haus Ulysse Nardin  führte die erste Preisgruppe mit zwei Marine-Chronometer an gefolgt  von L. Leroy & Cie aus Besancon und Paris, und der Manufaktur ZENITH aus Le Locle; Thomas Mercer, St Albans;A. Johannsen & Cie London; L.Jensen Faaborg Dänemark; sowie Paul Ditesheim la Chaux de Fonds ( Regleur Dubois). Der einzige 1.Preis in der Klasse der Chronometer großem Formats wurde der Firma Ulysee Nardin zugesprochen, während sich die Firma L.Leroy & Cie. in der anderen Kategorie auf den 1.Rang plazierte. Sie erzielte 5.erste Preise, während das Haus Ditesheim sechs davon erhielt, ZENITH errang drei, Movado zwei und einen Preis bekam die Reglage Klasse der L´Ecole d´Horologerie von La Chaux de Fonds zugesprochen, ein bemerkenswertes Resultat. Dies waren die Preise für die kleinsten Unterschiede in den größten Gangunterschieden, der kleinsten durchschnittlichen Abweichung, dem besten Temperaturausgleich und der besten Reglage in den Positionen für die Firmen, die somit auf dem Höhepunkt des Fortschritts standen. Ernst Nardin hatte den einzigen See-Chronometer regliert, der einen ersten Preis erhielt. Die lokalen Chronometer von Auguste Rosat, Henri Rosat und Henri Gerber sowie der Regleur der Manufaktur ZENITH Charles-Ferdinand Perret erhielten Ehrenplätze. Das beste Chronometer aus der zweiten Kategorie wurde von Alfred Jaccard aus Besancon reguliert. Mehrere ersten Preise erhielten auch andere bedeutende Chronometermacher und Regleure unterem anderem W.A.Dubois (Paul Ditesheim), Charles-Ferdinand Perret (ZENITH), und Louis Augsburger (Movado).  

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