Hauke Norbert Heffels
Ein Marinechronometer von VACHERON & CONSTANTIN
 
 
Die Geschichte der Manufaktur VACHERON & CONSTANTIN ist eng mit der Präzisionsuhrmacherei verknüpft, unzählige Erfolge an Observatoriumswettbewerben belegen dies. Diese Tradition ist jedoch eher auf Taschen– und Armbandchronometer beschränkt. So war die Auktion des Hauses Antiquorum im Jahre 1992 in doppelter Hinsicht eine kleine Sensation. Zum einen kam dort ein Marinechronometer von VACHERON & CONSTANTIN zum Verkauf, das eindeutig aus eigener Fertigung stammte, zum anderen war es der erzielte Preis dieser Uhr.
 
Bei vielen Manufakturen finden wir sporadisch Marinechronometer in der Produktion. Meist sind es jedoch zugekaufte Rohwerke, zum Beispiel von Mercer oder Viktor Kullberg, die entsprechend signiert ins Verkaufsprogramm aufgenommen wurden. Der hier dokumentierte Chronometer ist ohne jeden Zweifel im Hause hergestellt. Er repräsentiert in vielen Details unverkennbar den Stil VACHERON & CONSTANTINS.
Oberflächlich betrachtet kommt der Eindruck auf, es handele sich um ein vergrößertes Taschenuhrwerk. Bei näherem Studium erkennt man, daß es sich um eine individuelle Einzelanfertigung handelt. Keine der Komponenten findet sich in der normalen Produktion des Hauses wieder. Diese Feststellung wird noch durch die Prüfung aller drei bekannten Objekte untermauert. Alle drei weisen spezielle Eigenheiten auf, die nur einen Schluß zulassen: Es sind Einzelstücke. Zwar baugleich, aber dennoch verschieden. Hausintern wurde dieses Werk mit der Kaliberbezeichnung RA 30“ AB geführt.
Der markanteste Unterschied ist die Oberflächenveredelung, Werk No. 375 331 und No. 379 718 sind vergoldet. Uhr No. 388 127 ist vernickelt und hat einen Streifendekor. Alle drei wurden als Marinechronometer in kardanischer Aufhängung montiert. Neben diesem Offensichtlichen sind bei allen drei Instrumenten gerade im Hemmungsbereich Differenzierungen zu finden.
No. 375 331 wie auch No. 379 718 haben eine Gangfeder, die separat an einem Block befestigt ist, und dieser ist auf der Grundplatte angeschraubt.  Bei der ersten Uhr ist es eine runde Messingplatte, die mit zwei Schrauben befestigt wird. An dieser ist ein seitlicher Anschlag aus dem Material gefräst, an dem die Streifengangfeder angeschraubt ist. Das Werk No. 379 718 hat einen rechteckigen Neusilberblock, der mit einer Schraube auf der Grundplatine fixiert und an dem die Feder angeschraubt ist.
No. 388 127 jedoch hat eine Gangfeder nach englischer Facon, d.h. Feder und Fuß sind aus einem Stück Stahl gefertigt. Beide Varianten haben ihre Vorzüge und sind im Fertigungsgrad ähnlich schwierig. Puristen bevorzugen die klassische englische Feder, jedoch sind die Einstellmöglichkeiten mit Neusilberfuß etwas variabler. Bei dieser Uhr wurde darüber hinaus ein Gangrad aus Gold verwendet.  Exkurse über die Vor- und Nachteile einer solchen Wahl würden sicher zu keinem abschließenden Ergebnis kommen. Der Massenvergleich ist hier in einem Marinechronometer, quasi als ortsfesten Uhr, gegenüber einer tragbaren Uhr zu vernachlässigen. Lediglich, daß ein goldenes Gangrad nicht geschmiert werden muß, hingegen ein Rad aus Stahl oder Neusilber in jedem Fall geölt werden sollte, sind diskussionswürdige Sachverhalte.

 

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